Neuerscheinung – Fachbeitrag: „Wer steuert hier wen? Die Übersetzung von Paradoxien in Schulentwicklungsprozessen“
Gerade erschien der Beitrag „Wer steuert wen? Die Übersetzung von Paradoxien in Schulentwicklungsprozessen“ im Journal „Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO)“ unter Mitwirkung von Dr. Livia Jesacher-Rößler. Der Beitrag stellt im Kontext von Bildungsorganisationen ein aus der poststrukturalistischen Akteur-Netzwerk-Theorie stammendes Übersetzungsmodell vor, welches die Perspektive auf Machtverhältnisse und den Umgang mit Paradoxien in Veränderungsprozessen erweitert. Das Modell kann unterschiedlichen Veränderungsakteur/-innen, wie Führungspersonen, Teams oder externer Entwicklungsberatung als analytisch-heuristisches Wahrnehmungsraster dienen. Im Zuge des Autonomiediskurses erhalten Schulen einerseits Freiheit in ihrer konkreten Entwicklungsarbeit, andererseits wird diese durch Monitoring- und Controlling-Instrumente überwacht und begrenzt. Der Steuerungslogik solcher Educational-Governance-Ansätze liegt ein konstitutives Spannungsfeld zugrunde, das durch die pädagogischen Tätigkeiten innewohnenden Antinomien verstärkt wird. Anhand von zwei Fallstudien zu Schulen, die durch multiprofessionelle Teams über mehrere Jahre beraten wurden, wird der Frage nachgegangen, wie die beteiligten Akteur/‑innen – die Schulleitungen und Lehrende auf der einen, die Berater/‑innen auf der anderen Seite – mit den Spannungsfeldern und Widersprüchen, die sich aus der Anlage sowie der Umsetzung des verordneten Entwicklungsprojekts ergeben haben, umgegangen sind: Ist es gelungen, die Antinomien soweit zu übersetzen, dass ein konstruktiver Entwicklungsprozess auf den Weg gebracht wurde? Oder sind Spannungsfelder zu Zerreißproben geworden, an denen der Beratungsprozess scheiterte? Anhand des Übersetzungsmodells werden charakteristische Paradoxien in Bildungsorganisationen aufgezeigt sowie exemplarisch Praktiken des Umgangs mit diesen nachgezeichnet.