Forschung

Forschungsprofil

Das deutsche Bildungssystem steht vor vielfältigen Herausforderungen. Themen wie Bildungsungleichheit, digitaler Wandel, Pluralisierung der Lebensformen und Fragen der Nachhaltigkeit müssen im Bildungssystem bearbeitet werden, um junge Menschen und pädagogische Professionelle auf gesellschaftliche Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft möglichst gut vorbereiten zu können. Ergebnisse der empirischen Bildungsforschung der letzten zwei Jahrzehnte zeigen jedoch, dass dies hierzulande im internationalen Vergleich nur unzureichend gelingt und bisherige Ansätze zur Schul- und Bildungssystementwicklung bislang hinter den Erwartungen zurückbleiben. Zugleich weisen Forschungsbefunde darauf hin, dass die systematische und zielbezogene Entwicklung von Bildungssystem, Schule und Unterricht durch die Praxisakteure selbst oftmals unsystematisch erfolgt und schulische Akteure nur unzureichend auf die damit verbundenen Aufgaben vorbereitet sind. Zudem zeigen sich enorme Herausforderungen in der Kommunikation und Zusammenarbeit von Wissenschaft, Bildungsadministration, Praxis und Gesellschaft, wobei Forschungswissen oftmals kaum Relevanz für die praktische Arbeit in Schulen und Bildungsverwaltung entfalten kann.

Forschungsschwerpunkte

  • Bildungssystementwicklungsforschung im Mehrebenensystem
  • Schulentwicklungsforschung in sozialräumlich benachteiligenden Kontexten
  • Schulentwicklungsforschung im internationalen Vergleich, sowie im Vergleich von Bildungssystemen und Steuerungslogiken
  • Schulentwicklungsforschung und Bildungsregionen mit besonderem Schwerpunkt auf Leadershipforschung an Schulen im Kontext regionaler Schulentwicklung
  • Fragen des Schul- und Bildungsrechts

 

Aktuelle Forschungsprojekte (sortiert nach Laufzeitbeginn)

2024

  • DBSE-DesignLab – mit Fokus auf designbasierte Schulentwicklungsbegleitung

    (Drittmittelfinanzierte Einzelförderung)

    Laufzeit: 1. Mai 2024 - 30. April 2027
    Mittelgeber: andere Förderorganisation

    DBSE-DesignLab 

    Das Projekt DBSE-DesignLab mit Fokus auf designbasierte Schulentwicklungsberatung ist ein Folgeprojekt des seit 2019 laufenden Projekts Designbasierte Schulentwicklung (DBSE) an Berliner Schulen.  

    Das von Prof. Dr. Rick Mintrop (University of California, Berkeley) entwickelte Verfahren der designbasierten Schulentwicklung (DBSE) ist darauf angelegt, die Problemlösekompetenz von Akteuren im Schulsystem zu stärken, so dass die knappen Ressourcen und Energien für Entwicklung im System bestmöglich genutzt werden. Durch diesen international bewährten Ansatz können Entwicklungsvorhaben mit Effizienz und Wirksamkeit durchgeführt werden und das System sich so durch wiederholte effektive Problemlösungen kontinuierlich verbessern.  

    Das Berliner Projekt der SenBJF in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung und unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Nina Bremm (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) legt im aktuellen Projektzeitraum (2024-2027) den Fokus auf die Weiterentwicklung designbasierter Schulentwicklungsberatung im Sinne einer Wissenschafts-Praxis-Partnerschaft (WPP). Während Schulentwicklungsberatende des Berliner Unterstützungssystems (Fortbildung Berlin und ProSchul) mit Unterstützung der jeweiligen Schulaufsichten ausgewählte Schulen in der DBSE-Logik begleiten, liefern datengestützte Rückmeldungen und Design-Vorschläge der Wissenschaft Impulse für die Reflexion und Weiterentwicklung der Beratungspraxis.  

  • Transfer- und Implementationshürden internationaler Schul- und Schulsystementwicklungsstrategien verstehen: Policy Borrowing zwischen Kanada und Deutschland

    (Drittmittelfinanzierte Einzelförderung)

    Laufzeit: 1. August 2024 - 31. Januar 2025
    Mittelgeber: Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (ab 10/2013)

    Bei unterdurchschnittlichem Abschneiden von deutschen Schüler:innen bei internationalen Leistungsvergleichsstudien (PISA, IGLU, etc.) wird der Blick nach Lösungen seitens bildungspolitischer Akteure häufig ins Ausland gerichtet. Vielfach ist gegenwärtig eine Orientierung an sog. internationalen Best-Practice-Beispielen zu beobachten. Die daraus resultierenden Gegenmaßnahmen sind von einer Interventions- und Implementationslogik dieser Best-Practice-Beispiele geprägt, die durch teils mäßige Erfolge zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit Implementationshürden geführt hat. Diese werden vor dem Hintergrund von Länderspezifika erklärt (Stichwort: Policy Borrowing). 

    Genau an dieser Stelle setzt das angestrebte internationale Forschungsvorhaben an und untersucht Enactmentprozesse am Beispiel der Policy "Family of Schools" in zwei kulturellen Kontexten (Kanada/ Deutschland). Hierdurch eröffnet sich ein analytischer Zugang zu kontextspezifischen Transfer- und Implementationshürden im Kontext des policy borrowing im internationalen Vergleich. 

    Ziel ist es, vor dem Hintergrund einer zunehmenden Entlehnung internationaler Policies in Wissenschaft und Bildungspolitik, differenziertes Wissen für eine kontextsensible Gestaltung von Entwicklungsstrategien für das deutsche und kanadischen Schulsystem zu fundieren. 

    Im nun beantragten Forschungsprojekt „Transfer- und Implementationshürden internationaler Schul- und Schulsystementwicklungsstrategien verstehen: Policy Borrowing zwischen Kanada und Deutschland" " zur Anbahnung internationaler Forschungskooperationen möchten wir die Governancestrukturen im kanadischen Kontext hinsichtlich des Ansatzes .Family of Schools" (North Vancouver School District., o. J.; Klopsch & Sliwka 2020) und "Leading from the Middle" (Hargreaves & Shirley, 2020) kennenlernen und systematisch nachzeichnen. 

2023

  • Berufung oder Beauftragung - Empirische Studie zur Rekrutierung und berufsbegleitenden Professionalisierung von Schulleitungen an Schulen in sozialräumlich benachteiligter Lage.

    (Drittmittelfinanzierte Einzelförderung)

    Laufzeit: 1. Dezember 2023 - 31. Dezember 2025
    Mittelgeber: Stiftungen
    URL: https://www.wuebben-stiftung-bildung.org/innovationsfonds_2023/
  • Datengestützte Kommunikations- und Kooperationsentwicklung an der Schnittstelle von Schule, Aufsicht und Evaluation. Designbasierte Entwicklung von Gesprächsformaten zur Unterstützung der Schul(system)entwicklung (KoopCom)

    (Drittmittelfinanzierte Gruppenförderung – Teilprojekt)

    Titel des Gesamtprojektes: Digital Leadership & Kommunikations- und Kooperationsentwicklung
    Laufzeit: 1. August 2023 - 31. März 2026
    Mittelgeber: BMBF / Verbundprojekt
    URL: https://www.leadcom.digital/

    Die Rückmeldungen von Evaluationsdaten und die Auseinandersetzung mit dieser Rückmeldung an den Schulen mündetvielfach nicht in die gewünschten Entwicklungs- und Veränderungsprozesse (vgl.z.B. Malin et al 2020, Schmidt 2020, Zala-Mezö, Häbig & Bremm 2021). In deraktuellen Forschung wird u.a. auf Aspekte der Akteurs-Konstellation undKooperation verwiesen, die Hinweise darauf geben können, wie die Gestaltung vonKommunikations- und Kooperationssettings an der Schnittstelle der Akteur*innen demMangel an Wirksamkeit begegnen könnte. Insbesondere folgende Aspekte derInteraktion zwischen den Akteur*innen aus Schule, Aufsicht undEvaluation werden als unklar oder spannungsreich beschrieben:

    ·       Komplexität der Strukturen,Asymmetrische Beziehungen, Zuschreibungen sowie fehlendes Alignment derAkteur*innen (vgl. Diedrich 2020) und eine fehlende gemeinsame Vorstellung vonSteuerung (Berkemeyer 2020).

    ·       Unaufgelöste Spannungen bzw.„dilemmatische Verhältnisse“ aufgrund individueller Spannungen zwischenSubjekten und Umwelt (Kallenbach 2023) und unausgesprochenePerspektivdifferenzen zwischen den Akteur*innen, die in Rückmeldesituationennicht bearbeitet werden und Wirksamkeit im Bereich des Möglichen belassen (vgl.Schmidt 2020).

    Die Forschung im Rahmen des Projekts setztbei der Frage nach gelingender datenbasierter Schulentwicklungsberatung sowie beider Gestaltung von Kommunikation und Zusammenarbeit unter Berücksichtigung vonorganisationskulturellen und relationalen Aspekten an.

    In einer Wissenschaft-Praxis-Partnerschaft mit Akteurinnen aus Bildungsadministration, Evaluation, Schulleitungen, Lehrkräften sowie Vertreter*innen des Ganztags und des Landesinstituts wird ein partizipatives Gesprächssetting zur datenbasierten Schulentwicklung designt und erprobt.

    In dieser Kooperation soll die Kommunikation zwischen Vertreter*innen aus Schule, Ganztag, Aufsicht und Unterstützungssystem weiterentwickelt und verbessert werden. Diegenannten Akteur*innen entwickeln gemeinsam neue Settings für Evaluation-Rückmeldungen, die im Rahmen des Projekts als Prototypen erprobt und weiterverbessert werden. Alle Prozessschritte und Reflexionsschleifen werden von einer gemeinsamen Steuergruppe geplant und adaptiert.

    Im Zentrum des Projekts stehenDesign-Thinking-Workshops (vgl. Brown 2008, Mintrop 2016). Diese co-kreativeMethode bildet den Rahmen für die Zusammenarbeit der Stakeholder und diezentrale Intervention. Der Focus liegt auf der Prozessgestaltung und denProzessdynamiken. Die Dokumentation des Prozesses und ihre wissenschaftlicheAuswertung (Dokumentarische Methode, vgl. Bohnsack 2007, Zala-Mezö, Häbig,& Bremm 2021), soll zum besseren Verständnis der Kommunikationsprozesserund um die Datenrückmeldung als Ausgangspunkt für Schulentwicklung beitragen. Dieentscheidenden Hebelpunkte in der Steuerung der Schul(system)entwicklung sollenidentifiziert und sichtbar gemacht werden, um sie bewussternutzen zu können.

    Die Wissenschaft-Praxis-Partnerschaft versucht durch dasAushandlungssetting, das im Projekt bereitgestellt wird, sowie durch den Fokusauf Gesprächssettings zur Schulentwicklungssteuerung, Praktiken zuidentifizieren, die Resonanz, Aktion und Wirksamkeit ermöglichen. DasPrototyping von Gesprächssettings erlaubt es, konkrete Lösungen zu erproben.Damit würde ein Beitrag zum gemeinsamen Alignment geleistet und einOrientierungsrahmen für Schulleitungen geschaffen, der durch eine konkreteAushandlungspraxis zwischen den Akteuren begründet ist. 

  • Digital Leadership & Kommunikations- und Kooperationsentwicklung

    (Drittmittelfinanzierte Gruppenförderung – Gesamtprojekt)

    Laufzeit: 1. August 2023 - 31. März 2026
    Mittelgeber: BMBF / Verbundprojekt
  • TransLex - Anschubfinanzierung Transformationen im Bildungswesen rechtssicher begleiten

    (Drittmittelfinanzierte Einzelförderung)

    Laufzeit: 1. Oktober 2023 - 31. Dezember 2023
    Mittelgeber: andere Förderorganisation
  • Transformationen im Bildungssystem rechtssicher begleiten

    (Drittmittelfinanzierte Einzelförderung)

    Laufzeit: 1. Oktober 2023 - 30. April 2024
    Mittelgeber: andere Förderorganisation
  • Wissenschaftliche Begleitung: Kooperationsprojekt Schulleitungsqualifizierung Bildung Digitalisierung

    (Drittmittelfinanzierte Einzelförderung)

    Laufzeit: 1. November 2023 - 30. April 2025
    Mittelgeber: andere Förderorganisation
  • Wissenschaftliche Wirkungsforschung „Wir.Lernen – Grundschulen in Baden-Württemberg sichern Basiskompetenzen“

    (Drittmittelfinanzierte Einzelförderung)

    Gegenstand der wissenschaftlichen Wirkungsforschung ist der erste Zyklus des Projekts „Wir.lernen – Grundschulen in Baden-Württemberg sichern Basiskompetenzen“ (Nov. 2022 – Juli 2025). In diesem Zeitraum erarbeiten bis zu sechs Schulnetzwerke bestehend aus jeweils sechs Schulen mit ihren Schulaufsichten Strategien zur Steigerung der pädagogischen Diagnosekompetenz und individuellen Förderung (an den Schulstandorten unterstützt durch die Lernstandsdiagnose-Software „quop“). Auf Schulebene werden die Netzwerkpartner:innen von Fachberatungen  dabei unterstützt, die in den Netzwerken erarbeiteten Konzepte an ihren Schulstandorten umzusetzen. Das Projektziel von “Wir.lernen” ist, mit Hilfe von gezielten Interventionen, die Basiskompetenzen der Schüler:innen in den teilnehmenden Schulen zu stärken. Die wissenschaftliche Wirkungsforschung zielt darauf ab, Professionalisierungsmaßnahmen, insbesondere die Netzwerkarbeit, mit Blick auf ihr Potenzial für die Weiterentwicklung und Steigerung diagnostischer Kompetenzen bei zentralen beteiligten Akteursgruppen nachzuzeichnen und Gelingensbedingungen sowie Stolpersteine im Prozess zu identifizieren. Zu diesem Zweck werden in einem multi-methodischen Design alle für die Zielerreichung des Projekts relevanten Ebenen und Akteure berücksichtigt (Schulaufsicht, Netzwerkteilnehmer:innen, Fachberatung, Trainer:innen und Lehrkräfte in den Einzelschulen).

2022

  • Designbasierte Schulentwicklung an Berliner Schulen.

    (Drittmittelfinanzierte Einzelförderung)

    Laufzeit: 1. Oktober 2022 - 30. Juni 2024
    Mittelgeber: Stiftungen
    URL: https://www.berlin.de/sen/bildung/unterricht/schulqualitaet/designbasierte-schulentwicklung/

    Design-basierte Schulentwicklung ist ein Ansatz, der sich besonders in Schulen bewährt hat, in denen die Betroffenen mit scheinbar unlösbaren Problemen konfrontiert sind. Das Forschungsprojekt bringt Schulkollegien, Schulleitungen, Schulaufsicht und Schulentwicklungsbegleitung zusammen, um dieses komplexe Verfahren unter wissenschaftlicher Begleitung in die Praxis umzusetzen.

    „Design-basierte Schulentwicklung“ ist ein Verfahren der Organisationsentwicklung, das auf alle Schulen anwendbar ist. Es hat sich besonders in Bildungsorganisationen bewährt, in denen die Betroffenen mit Problemen konfrontiert sind, die sie als überwältigend und unlösbar wahrnehmen. Hierzu zählen Schwierigkeiten, herkunftsbedingte kulturelle Unterschiede in der Schülerschaft und zwischen der Schüler- und Lehrerschaft zu überbrücken. Ein weiteres Beispiel sind Probleme, den Unterricht differenziert, lebensweltorientiert und kognitiv aktivierend zu gestalten, um einer breiten Leistungsspanne gerecht zu werden und die Motivation für das Lernen bei Schülerinnen und Schülern zu wecken und aufrecht zu erhalten.

    Das Verfahren hat das Ziel, im Schulkollegium eine kollektive Wirksamkeit zu schaffen oder wiederherzustellen, die oftmals – zum Beispiel aufgrund von Problemen im Unterricht, im Sozialverhalten von Schülerinnen und Schülern und in der Zusammenarbeit im Kollegium – verloren gegangen und durch eine negative und oft sogar toxische Schulkultur ersetzt wurde. Gerade in Situationen, in denen die vielen Probleme dem Kollegium scheinbar über den Kopf wachsen, sind kleine, schnell erzielbare Erfolge besonders wichtig. Durch das gemeinsame Erreichen realistischer, klarer Ziele wird die eigene Wirksamkeit konkret erfahrbar gemacht und neue Hoffnung entsteht.

    Design-basierte Schulentwicklung erfordert Problemlösekompetenzen in den Schulen, die von aussen begleitet und unterstützt werden müssen. Das Forschungsprojekt bringt Schulkollegien, Schulleitungen, Schulaufsicht und Schulentwicklungsbegleitung zusammen, um gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Rahmen von «Research-Practice- Partnerships» dieses komplexe Verfahren umzusetzen. Das Projekt geht erstmals systematisch und wissenschaftlich begleitet der Frage nach, ob und unter welchen Bedingungen sich dieser im anglo-amerikanischen Raum gegenwärtig äusserst populäre Ansatz der design-basierten Schulentwicklung auch im deutschsprachigen Kontext gewinnbringend einsetzen lässt.

2019

Laufende Promotionsvorhaben am Lehrstuhl

  • Neue Perspektiven für datengestützte Schulentwicklung. Potentiale offener und kollaborativer Gesprächssettings an der Schnittstelle von Schule, Administration und Inspektion [Arbeitstitel]

Kontakt: Iris Geigle

Erstbetreuung: Prof.in Dr.in Nina Bremm (FAU Erlangen-Nürnberg)

Zweitbetreuung: Prof. Dr. Matthias Martens (Universität zu Köln)

Insgesamt kann die Wirksamkeit der evidenzbasierten Schulentwicklung, die seit Anfang der 2000er Jahren in Deutschland etabliert wurde, wissenschaftlich nicht belegt werden (vgl. z.B. Malin et al 2020, Schmidt 2020, Zala-Mezö, Häbig & Bremm 2021). Die neuen Steuerungskonzepte wurden nach dem PISA-Schock 2001 rasch eingeführt und vielfach gesetzlich verankert (Altrichter, Maag Merki 2010). Ihnen zugrunde liegt eine eher mechanistische Vorstellung von Steuerung (vgl. Organisationslogiken bei Laloux 2015). Die beschrittenen Lösungswege sind vielfach Anleihen aus anderen – vermeintlich erfolgreicheren – Bereichen oder Staaten (Problematik des Policy Borrowing, vgl. Steiner Khamsi 2021). Die mangelnde Wirksamkeit der „Neuen Steuerung“ in der Bildung verweist auf Leerstellen innerhalb der Steuerungskonzepte, für die noch keine passenden Antworten gefunden werden konnten.

Die Forschung im Rahmen des Promotionsvorhabens von Iris Geigle setzt bei der Frage nach gelingender datenbasierter Schulentwicklungsberatung sowie bei der Gestaltung von Kommunikation und Zusammenarbeit unter Berücksichtigung von organisationskulturellen und relationalen Aspekten an. In einer Research Practice Partnership (RPP) mit Expertinnen aus Schulpraxis, Begleit- und Unterstützungssystem werden in einem Design-Thinking-Prozess Gesprächsformate zur gemeinsamen Erörterung von Schulevaluationsdaten entwickelt. Das co-kreative, partizipative und iterative Projektsetting ermöglicht es, mit den die Akteurinnen evolutionäre und distributive Praktiken direkt zu erproben. Das neue Gesprächssetting, das mit den Akteurinnen selbst kreiert wird, soll an zentralen Schnittstellen der datenbasierten Schulentwicklungsberatung wirksame Aushandlungsprozesse ermöglichen.

 

  • Schulaufsicht und Recht. Eine empirische Untersuchung zur Rolle des Rechts für die Professionalisierung von Schulaufsichtsbeamt*innen als Akteure in schulischen Transformationsprozessen [Arbeitstitel]

Kontakt: Charlotte Assmann

Erstbetreuung: Prof.in Dr.in Nina Bremm (FAU Erlangen-Nürnberg)

Zweitbetreuung: N.N.

Die Schulaufsicht in Deutschland befindet sich in einem Dualismus zwischen Unterstützung und Kontrolle (Klein & Bremm, 2020). Kennzeichnend für schulaufsichtliches Handeln scheint dieses spezifische Spannungsverhältnis zu sein: So ist die Schulaufsicht formal Dienstvorgesetzter der Schulleitungen, gleichzeitig allerdings kooperativ in beratender und unterstützender Rolle tätig (Klein, 2021). Die Komplexität dieses Spannungsfeldes wird beispielsweise vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen bezüglich der Selbstverantwortlichkeit von Schulen deutlich (Schwanenberg, Brachmann & Klein, 2020). Der gesetzliche Auftrag der Schulaufsicht ist es zu gewährleisten, dass sich allen jungen Menschen ihren Fähigkeiten entsprechende Bildungsmöglichkeiten eröffnen (Rürup, 2020). Allerdings bleibt dabei offen, wie genau die Beratungsfunktion der Schulaufsicht hinsichtlich der Schulentwicklung oder spezifischer Unterstützungsbedarfe der Schulen definiert ist.

Der aktuelle wissenschaftliche Diskurs problematisiert ein daraus resultierendes fehlendes Professionsverständnis der Schulaufsichtsbeamt*innen (Dedering, 2020). Zudem wird vermehrt auf die limitierende Rolle des Rechts für die Rolle und das Handeln von Schulaufsichtsbeamt*innen verwiesen (Hugo, i. E.). Das Forschungsvorhaben setzt an diesem Desiderat an und fokussiert dabei auf die Schulaufsicht als zentralen Handlungsträger in Transformationsprozessen. Im Zentrum steht dabei die Frage nach einem im Recht fundierten dezidierten professionellen Aufgabenkanon der Schulaufsicht. Am Beispiel der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und der Hansestadt Hamburg soll jeweils der rechtliche Soll-Zustand sowie der empirische Ist-Zustand erhoben werden. Ziel des Promotionsvorhabens ist es, Handlungsbedarfe für die Professionalisierung der Schulaufsicht abzuleiten.

Abgeschlossene Forschungsprojekte

  • Projekt „Designbasierte Schulentwicklung (DBSE)“ in Berlin. Gemeinsam mit Prof. Dr. Rick Mintrop (UC Berkeley) Laufzeit 2019-2024. Gefördert durch die Robert-Bosch-Stiftung und den Berliner Senat.
  • Wissenschaftliche Begleitung Koordinierungsgruppe Lernen im Ganztag (LiGa) NRW. Laufzeit 2019-2024. Gefördert durch die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
  • What Makes Effective Area-Based Reform in Education? Gemeinsam mit Prof. Dr. Chris Brown (University Durham) und Prof. Dr. Pierre Tulowitzki (PH Ludwigsburg/ PH FHNW) Laufzeit 2019-2021. Gefördert durch die Robert-Bosch-Stiftung.
  • Kulturelle Bildung und Inklusion in der Schule. Evaluation. Gemeinsam mit Prof. Dr. Kathrin Racherbäumer (Universität Siegen). Laufzeit 2018-2021. Gefördert durch die Stiftung Mercator.
  • Digitale Schulentwicklung in Netzwerken. Gelingensbedingungen schulübergreifender Kooperation bei der digitalen Transformation“ (DigiSchulNet). Gemeinsam mit Prof. Dr. Isabell van Ackeren, Prof. Dr. Michael Kerres und Prof. Dr. Kathrin Racherbäumer. Gefördert durch das BMBF. Laufzeit 2019-2021.
  • GEMS-E II. Rekonstruktive Governanceforschung in der Schul-und Unterrichtsentwicklung. Gemeinsam mit Prof. Dr. Kathrin Racherbäumer (Universität Siegen). Gefördert durch den Berliner Senat. Laufzeit 2018-2019.
  • Wissenschaftliche Begleitung Fortbildungsprogramm Interkulturelle Schulentwicklung – Demokratie gestalten. Gefördert durch das Ministerium für Bildung NRW & Pädagogisches Landesinstitut QUA-LiS NRW. Laufzeit 2019-2021.
  • Exploring effective area-based reform in disadvantaged districts in California and Nevada. Gemeinsam mit Prof. Dr. Chris Brown (Durham University). Laufzeit 2018-2019. Gefördert durch das Interdisziplinäre Zentrum für Bildungsforschung der Universität Duisburg-Essen.
  • Using achievements from video games to support learning. Gemeinsam mit Prof. Dr. Chris Brown (Durham University) und Prof. Dr. Pierre Tulowitzki (FHNW). Gefördert durch das Research and Innovation Funding. University of Portsmouth. Laufzeit 2018-2019.
  • Potenziale entwickeln – Schulen stärken II. Kooperationsprojekt der AG BiFo der Universität Duisburg-Essen (Prof. Dr. Isabell van Ackeren) und dem Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund (Prof. Dr. Heinz Günter Holtappels). Gefördert durch die Stiftung Mercator. Laufzeit 2017-2019.
  • Potenziale entwickeln – Schulen stärken. Kooperationsprojekt der AG BiFo der Universität Duisburg-Essen (Prof. Dr. Isabell van Ackeren) und dem Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund (Prof. Dr. Heinz Günter Holtappels). Gefördert von der Stiftung Mercator. Laufzeit 2014-2017.
  • Interkulturelles Schülerseminar. Mentoring für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund durch Studierende der Lehrämter. Universität Hamburg (Prof. Dr. Ursula Neumann). Gefördert durch die Behörde für Schule und Berufsbildung der Stadt Hamburg. Laufzeit 2005-2016.
  • Deutschkenntnisse am Übergang vom Kindergarten in die Grundschule. Universität Hamburg (Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ingrid Gogolin). Gefördert durch die Stadt Linz/Österreich. Laufzeit 2012-2013.
  • GIM. Ganztagsschulen und Integrationsprozesse von Migranten. Kooperationsprojekt der Universität Hamburg (Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ingrid Gogolin) und der Universität Würzburg (Prof. Dr. Heinz Reinders). Gefördert durch das BMBF. Laufzeit 2008-2012.
  • Where Immigrant students succeed – A comparative review of performance and engagement in PISA 2003. OECD-Report unter der Leitung von Petra Stanat (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin) & Gayle Christensen (Stanford University). Laufzeit 2006-2007.