Jahrestagung der Kommission Qualitative Bildungs- und Biographieforschung 2019
Erziehungsprozesse bringen Haltungen hervor, tradieren und transformieren sie. Klassische pädagogische Settings, die von interaktiven, hierarchisch organisierten Vermittlungsprozessen ausgehen, kennzeichnet der Bezug auf Haltungen und ihre Genese in und durch Lern- und Bildungsprozesse ebenso wie Praktiken der peer-culture und (jugend-)kulturelle Szenen bzw. politische Bewegungen. Die post-digitale Kulturforschung wiederum zeigt, dass (User-)Haltungen und somit Subjektkonfigurationen durch Software sowie Interfaces präformiert werden. Das Feld des pädagogischen Interaktionsgeschehens lässt sich demnach immer auch durch die Haltungen und (wertenden) Einstellungen beschreiben, die ihnen inhärent sind und/oder durch sie implizit und explizit vermittelt werden. Haltungen werden dabei sowohl auf Seiten der Adressat*innen des pädagogischen Handelns als auch auf Seiten der pädagogischen Akteure in ihrem „pädagogischen Takt“ (Herbart), sowohl in ihren Intentionen wie auch als nichtintendierte Folgen ihres Handelns wirksam. Programmtische Fluchtpunkte von erziehungswissenschaftlicher Forschung, pädagogischen Prozessen, handlungsleitenden Orientierungen und Legitimationsmustern pädagogischen Handelns sind zudem eng an gesellschaftliche Diskurse und Wandlungsprozesse geknüpft. Diese sind maßgeblich geprägt von und durch Haltungen, die sich normativ auf verschiedene Leitbilder beziehen, damit zugleich lebensweltliche und institutionelle Interaktionsmodi widerspiegeln sowie (re-)strukturieren. So stellt sich aktuell gerade noch einmal neu und anders die Frage, wie das pädagogische Handeln und die Disziplin der Erziehungswissenschaft in manifeste anti-pluralistische Tendenzen (Andresen/Oelkers 2018, Heitmeyer 2018) und globale Transformationsdynamiken verstrickt sind (Koller 2018) und wie sie an der Vermittlung bzw. Stärkung (anti-)demokratischer Haltungen mitwirken (können). Die Jahrestagung der Kommission Qualitative Bildungs- und Biographieforschung widmet sich insofern Fragen von Haltungen, die sich gegenstandsbezogen, methodologisch und methodisch diskutieren lassen.
Veranstalter:
Kommission Qualitative Bildungs- und Biographieforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Kultur und ästhetische Bildung, FAU Erlangen-Nürnberg
>> Programm und Informationen im pdf-Format!
Mittwoch, 18.9.2019
11:00 Uhr | ANKOMMEN UND IMBISS |
11:45 Uhr | Begrüßung durch die Universitätsleitung (Vizepräsidentin Education Prof. Dr. Bärbel Kopp) und
inhaltliche Einführung (Juliane Engel, Christine Wiezorek und Benjamin Jörissen) |
12:30 Uhr | Opening lecture: Birgit Althans (Düsseldorf): Was kann ich wissen? – Forschungshaltungen zwischen Erwartungen der Förderer, „agental cuts“ und neugieriger Praxis |
13:30 Uhr | PAUSE |
Chair: Henrike Terhart
13:45 Uhr | Anke Wischmann(Flensburg): Kritik als Haltung in der Pädagogik und der qualitativen Bildungsforschung |
14:30 Uhr | Bettina Kleiner/Karen Geipel (Frankfurt/M; Berlin): Zum Verhältnis von Subjektivierungsanalysen und Forscher*innenhaltungen |
15:15 Uhr | Maike Lambrecht (Bielefeld): Die pädagogische Haltung. Methodologische Konsequenzen einer praxistheoretischen Wendung der „pädagogischen Absicht“ |
16:00 Uhr | PAUSE |
16:30 Uhr | Burkhard Schäffer (München): Zur Präkonfiguration von Interpretationshaltungen durch Aufschreibesysteme |
17:15 Uhr | Rudolf Kammerl/Jane Müller/Katrin Potzel (Erlangen-Nürnberg): Haltungen als Ausdruck kommunikativer Figurationen in familialen Kontexten |
Chair: Michael Göhlich
13:45 Uhr | Andreas Tilch (Oldenburg):(Migrations-)pädagogische Professionalität als kritisch-rekonstruktive Haltung |
14:30 Uhr | Kristin Flugel (Bochum): Zwischen Distinktion und Feindlichkeit. Konzeption und erste Ergebnisse einer Studie zur Wahrnehmung und Bearbeitung von Differenz |
15:15 Uhr | Anne Bödicker (Marburg): „Ja. Geht das denn überhaupt mit Deinen Augen?“ Die Widerspiegelung gesellschaftlicher und organisatorischer Haltungen im Sprechen jugendlicher Sehbeeinträchtigter und Blinder über Schulerfahrungen an inklusiven Regelschulen sowie an Förderschulen |
16:00 Uhr | PAUSE |
16:30 Uhr | Marc-André Heidelmann/ Susanne Maria Weber (Marburg): Die Entwicklung einer beraterischen Haltung im Prozess organisationspädagogischer Professionalisierung. Einblicke in das Forschungsdesign und Analyseperspektiven |
17:15 Uhr | Renate Liebold (Erlangen): Implizites Wissen im Feld körpernaher Dienstleistungsarbeit |
18:00 Uhr | Exkursionsangebote: Germanisches Nationalmuseum, Stadtführung, Führung über das ehemalige Reichsparteitagsgelände |
Donnerstag, 19.9.2019
09:00 Uhr | Opening lecture: Arnd-Michael Nohl (Hamburg): Populistische Haltung und politische Sozialisation |
10:00 Uhr | Christine Wiezorek (Gießen): Zusehen und zuhören – oder doch etwas sagen? Zur Problematik der inhärenten Validierung des Gesehenen und Gehörten durch die Zeugenschaft von Forscher/innen |
10:45 Uhr | PAUSE |
Chair: Manuel Zahn, ab 13:30 Uhr Merle Hinrichsen
11:00 Uhr | Nino Ferrin/Benjamin Klages (Berlin/Potsdam): Utopische Haltungen. Zur Rekonstruktion von universitärem Nicht-Wissen in Nicht-Orten der Wissensproduktion |
11:45 Uhr | Iris Clemens/Theresa Vollmer (Bayreuth): Oszillation, Iteration, Stil. Die problematische Definition von Haltung. Eine netzwerktheoretische Annäherung. |
12:30 Uhr | MITTAGESSEN |
13:30 Uhr | Kai Wortmann (Tübingen): Wie hälst Du’s mit der Kritik? Vom Entlarven, Entschleiern und Aufdecken. |
14:15 Uhr | Henrike Terhart/Michelle Proyer (Köln/Wien): Partizipativ forschen als Haltung. Methodologische Rahmungen und praktische Implikation |
15:00 Uhr | PAUSE |
Chair: Steffen Ammling, ab 13:30 Uhr Bettina Kleiner
11:00 Uhr | Mandy Singer-Prodowski (Berlin): Haltungen im Kontext von Bildungen und Transformation (zur Nachhaltigkeit) |
11:45 Uhr | Martin Hunold (Kiel): Organisationale Erwachsenenerziehung und die Erzeugung von Haltungen in ausdifferenzierten Gesellschaften |
12:30 Uhr | MITTAGESSEN |
13:30 Uhr | Michaela Kramer, Anna Carnap & Viktoria Flasche (Hamburg/Erlangen): Haltungen sehen. Zu der Möglichkeit, Haltungen in Bezug auf Normen in Biographisierungs- und Subjektivierungsprozessen zu rekonstruieren – Dreibildstudien |
14:15 Uhr | Petula Neuhaus (Dortmund): Zum Kritikvermögen Studierender – ein qualitativ-biographischer Zugang zum politischen Bewusstsein |
15:00 Uhr | PAUSE |
15:30 Uhr | Keynote: Sabine Andresen (Frankfurt/M.): Haltung und Kontext. Positionierungen zu rechtspoplistischen Narrativen über Erziehung und Bildung. |
16:30 Uhr | PAUSE |
17:00 Uhr | Interdisziplinäre Podiumsdiskussion mit Thomas Kessler, Nicolle Pfaff, Burkhard Schäffer und Darius Zifonun |
18:00 Uhr | PAUSE |
18:15 Uhr | Mitgliederversammlung der Kommission |
19:00 Uhr | GEMEINSAMES ABENDESSEN im Restaurant „Bruderherz“ in der Luitpoldstraße 15, 90402 Nürnberg (nur nach Voranmeldung) |
Freitag, 20.9.2019
9:00 Uhr | Opening lecture: Benjamin Jörissen/Elke Möller (Erlangen-Nürnberg): Die technologische Bedingung (in) der qualitativen Bildungsforschung. Meta-Perspektiven zur Forschung in post-digitalen Kulturen |
10:00 Uhr | Kathrin Audehm/Katharina Bock (Köln/Hildesheim): „Selfie mit Busen“ und pädagogisches Ethos? Ethnographische Reflexion über professionelle Haltungen während einer Klassenfahrt |
10:45 Uhr | PAUSE |
Chair: Ruprecht Mattig
11:00 Uhr | Marvin Giehl (Dortmund):Haltungen in der Mensch-Tier-Beziehung. Pädagogische Ambivalenzen und biographische Entwicklungen |
11:45 Uhr | Julia Lipkina (Siegen): Biographische Genese, Reflektion und Transformation von Haltungen in schulischen und außerschulischen Settings |
12:30 Uhr | MITTAGESSEN |
13:30 Uhr | Merle Hinrichsen (Frankfurt a.M.): Die Erfahrungshaltung und ihre Veränderung: Biographie-theoretische Überlegungen zu den Erkenntnispotentialen und Grenzen eines qualitativen Längsschnitts |
14:15 Uhr | Alexandra Reith (Vechta): Haltungen ausbilden zur Inklusion? Analyse von Interaktion aus Filmdokumentationen über Schulalltag als hochschuldidaktischer Ansatz der angeleiteten Reflektion fremder und eigener Habitualisierungen |
15:00 Uhr | Christina Schwer/Claudia Solzbacher/Julius Kuhl (Dortmund):Haltung und Selbstkompetenzen: Können Lehrkräfte Professionalität erlernen? |
15:45 Uhr | PAUSE |
Chair: Ines Sausele-Bayer, ab 13:30 Uhr Caroline Rau
11:00 Uhr |
Franziska Wittau (Bielefeld): „Wir können ja letztlich auch nur Anstöße geben“ – habituelle Einflüsse auf das professionelle Handeln von Lehrkräften in der sozialwissenschaftlichen Bildung. |
11:45 Uhr | Thiemo Bloh (Paderborn):Lernen von Praxiskompetenz – Eine praxeologische Perspektive auf Lehrerkooperationsprozesse |
12:15 Uhr | MITTAGESSEN |
13:30 Uhr |
Christian Lindmeier/Tina Volkens/Kerstin Wallinda/Ute Waschulewski/Esther Würtz (Koblenz-Landau):„Irgendwie hat sich meine Haltung verändert…“. Entwicklung einer professionellen (Sonder-)pädagogischen Haltung in der inklusiven Lehrer*innenbildung |
14:15 Uhr | Sejal Mielke (Passau): Auf den Spuren der Haltung im Lehrerberuf |
15:00 Uhr | Christian Nerowski (Braunschweig):Wird Leistung bewertet oder bemessen? Zur Rolle von Wertungen bei der Entstehung schulischer Leistungsurteile |
15:45 Uhr | PAUSE |
16:00 Uhr | VERABSCHIEDUNG UND IMBISS |
Tagungsgebühr:
ProfessorInnen & wissenschaftliche MitarbeiterInnen auf 100% Stellen: 40 €
WissenschaftlerInnen in Qualifizierungsphasen auf Teilzeitstellen bzw. ohne Anstellung: 20 €
Studierende: beitragsfrei
(Falls Sie von Ihrer Institution keine Kosten erstattet bekommen und eine Stelle von max. 65% haben, können Sie auf Antrag eine Kostenerstattung erhalten. Bitte formulieren Sie einen entsprechenden Antrag und lassen Sie ihn dem Vorstand der Kommission zukommen.)
Überweisung auf folgendes Konto (bitte innerhalb von 10 Tagen nach Anmeldung)
Kontoinhaber: Universität Erlangen-Nürnberg
IBAN: DE66 7005 0000 0301 2792 80
Bank: Bayerische Landesbank München
BIC-Code: BYLADEMMXXX
Verwendungszweck: PK-Nr. 0002.0175.4486 Bh 405 + „Nachname, Vorname“
Da zeitgleich mehrere Großveranstaltungen in Nürnberg stattfinden, wird empfohlen zeitnah eine Unterkunft zu buchen.
In folgenden Hotels stehen Zimmerkontingente zur Verfügung:
MOTEL ONE Nürnberg-Plärrer, 69,- € pro Einzelzimmer und Nacht + Frühstück bei Bedarf (11,50€)
Steinbühler Straße 13
Die Buchung muss unbedingt über folgendes Buchungsformular erfolgen!
Reservierungszeitraum endet am 7.8.2019!
Best Western Hotel Nürnberg City-West, 99,- € (18./19.9.) + 84,- € (19./20.9.) pro Einzelzimmer und Nacht (inkl. Frühstück)
Regerstraße 6
Abruf-Stichwort: „FAU Erlangen-Nürnberg“
Reservierungszeitraum endet am 26.7.2019!
Öffentliche Verkehrsmittel:
Nächste U-Bahn-Haltestelle: Linie U1 „Nürnberg/Eberhardshof“ (ca. 10 Minuten Fahrtzeit vom Nürnberger Hauptbahnhof und 5 Minuten Fußweg).
Informationen für Autofahrer*innen:
Bitte nutzen Sie die kostenlosen Parkplätze entlang der Muggenhofer Straße bzw. auf dem oben eingezeichneten Parkplatzgelände.
Bitte nicht direkt auf dem Betriebsgelände parken!